Seminarreihe 2004

Lab I:
Thema: "Zeitenwende. Philosophie am Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit"
Zeit: 13.-15. Februar 2004
Ort: Johann-Sebastian-Bach-Haus, Keysermühle, Klingenmünster
Referenten: Dr. Katrin Platzer, Speyer/Heidelberg
Teilnehmer: 25
Kosten: keine
Anmeldung: t.schutz@dkfz.de, katrin.platzer@eapfalz.de

Lab II:
Thema: "Wirtschafts- und Unternehmensethik"
Zeit: 26.-28. März 2004
Ort: Zentrale Aus- und Fortbildungsstätte (ZAF), Landau
Referenten: Dr. Matthias Schmidt, Speyer, PD Dr. Reiner Manstetten,
Heidelberg
Teilnehmer: 25
Kosten: keine
Anmeldung: t.schutz@dkfz.de, katrin.platzer@eapfalz.de

Lab III:
Thema: "Miteinander reden (II). Kommunikation in Theorie und Praxis für Einsteiger und Fortgeschrittene"
Zeit: 24.-26. September 2004
Ort: Haus Mühlberg, Enkenbach
Referent: Dipl.-Päd. Raimund Pousset, OStR, Heidelberg
Teilnehmer: 25
Kosten: keine
Anmeldung: t.schutz@dkfz.de, katrin.platzer@eapfalz.de

Lab IV:
Thema: "Stufen zum Erfolg: Entwicklung der Persönlichkeit und Verbesserung der Kommunikation"
Zeit: 8.-10. Oktober 2004
Ort: Johann-Sebastian-Bach-Haus, Keysermühle, Klingenmünster
Referent: Prof. Dr. Hardy Wagner, Landau-Billigheim
Teilnehmer: 25
Kosten: keine
Anmeldung: t.schutz@dkfz.de, katrin.platzer@eapfalz.de

 

Das Wort Mathetik wurde von Platon geprägt; es leitet sich von dem griechischen „mathein“ bzw. „manthanein“ ab und bedeutet „lernen“ sowohl im Sinne eines Prozesses als auch eines plötzlichen Erkenntnisgewinnes. Die Mathetik geht in ihrer Konzeption auf den Tschechen Jan Amos Comenius (1592–1670) zurück, der in seiner „Großen Didaktik“ die Didaktik als „Lehrkunst“ und die Mathetik als „Lernkunst“ bezeichnet. Maria Montessori hat diesen Komplex „gestaltete Umwelt“ genannt, die dem Kind ein selbstgesteuertes Lernen ermögliche.
Comenius hat in seiner „Großen Didaktik“, die er als eine Art „Lehrmaschine“ sieht und in der das Prinzip der Anschauung über alle Sinne im Vordergrund steht, die Vorstellung der dialektischen Lehr-/Lernkunst (Didaktik/Mathetik) als „vollständige Kunst, allen alles zu lehren“ entwickelt. Comenius zeigt mit seinen vier methodischen Schwerpunkten: Schnelligkeit, Freudigkeit, Gründlichkeit und Zucht wie aktuell er ist, wenn wir diese durch moderne Begriffe ersetzen: Effektivität, Motivation, Wissenschaftlichkeit und Verantwortung.
Comenius´ Lernkunst („Mathetik“) zeugt durchaus von großem entwicklungspsychologischen Einfühlungsvermögen. Ihre Inhalte würden wir heute eher der Pädagogischen Psychologie oder der „Neurodidaktik/Neuropsychologie“ zuordnen. Das Ziel der Mathetik ist nach Comenius, dass „zuverlässig, schnell und angenehm“ gelernt werde. Lernen heiße danach zu streben, etwas zu wissen oder die Kenntnis der Dinge zu suchen. Wissen heiße etwas mit dem Geist in drei Stufen zu erfassen: Was es sei, wodurch es sei und wozu es verwendbar sei.
Die heutige Pädagogik betont eher einseitig die Didaktik oder sogar die Methodik. Im März 2004 konnte man über die Suchmaschine Google den Begriff „Didaktik“ 650.000 mal, den der „Mathetik“ aber nur 450 mal im Internet finden. Der Begriff der Mathetik dagegen ist fast ganz in Vergessenheit geraten, und es ist wohl Hartmut von Hentig zu verdanken, dass er zunehmend eine zaghafte Renaissance erfährt. Der Südafrikaner Seymour Papert geht in seinem Buch „Revolution des Lernens“ (1994) vom Begriff der Mathetik aus, was eine „geeignete Lernumgebung“ bedeuten würde. Rainer Winkel schließlich hat die „Mathetik“ vehement in der fachdidaktischen Diskussion vertreten („Theorie und Praxis der Schule“, 1997).
In der Seminarreihe „Mathetik“ werden verschiedene Formen des selbstorganisierten Lernens (SOL) eingesetzt. Die TeilnehmerInnen können auf diese Weise selbst erfahren, wie es sich in solchen neueren Lernformen lernt und diese Erfahrung mittels Transfer in ihrem Unterricht oder der Seminararbeit einsetzen. Im Vorfeld der Seminare werden den TeilnehmerInnen Einstiegsliteratur bzw. Literaturhinweise zugesandt, während der Seminare wird ein Reader mit Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt. Die TeilnehmerInnen werden zudem gebeten, ihnen geeignet erscheinende Literatur zum Thema Lernen und Didaktik mitzubringen, die während der Seminare als Handapparat von allen TeilnehmerInnen genutzt werden kann.
In den Seminaren werden wir u.a. mit der Methode des „Mini-Lecturing“ (ML) arbeiten, die von Dipl.-Päd. Raimund Pousset auch am LSL für Wochenendseminare entwickelt wurde. Der Begriff „Mini-Lecturing“ will zum einen ausdrücken, dass das „lecturing“, also die Vorlesungen oder die klassischen Unterrichtsstunden, evtl. mit ausschließlich Frontal-Unterricht, nur minimal bzw. selten gehalten werden. Zum andern, dass jede dieser Vorlesungen - durchaus in Frontal-Form - nur kurz und auf einen Teilaspekt des Gesamtthemas bezogen abläuft.

Außerdem verlangt ML zwingend, dass TeilnehmerInnen mit einem gewissen Vorwissen und Fragen in die einzelnen Mini-Lektionen kommen, das sie sich über einen bereitgestellten Reader, eigene mitgebrachte Fachliteratur oder per Internetrecherche in kleineren und selbstorganisierten Arbeits-gruppen erarbeitet haben. In welcher Weise sie von dem Angebot des Mini-Lecturing Gebrauch machen, entscheidet die Arbeitsgruppe oder jeder einzelne für sich allein. Damit hebt sich bis zu einem gewissen Grade das Expertenwissen des Referenten auf; seine Rolle verändert sich. Jede einzelne Arbeitsgruppe präsentiert am Ende des Seminars ein selbst gewähltes Thema auf möglichst kreative und anschauliche Weise.


Dr. phil. Katrin Platzer, Dr. rer. nat. Thomas Schutz