Mindsets und Aufmerksamkeit in emotional dargestellten moralischen Dilemmata
Um zu testen, wie Mindsets, Aufmerksamkeit und emotionaler Gehalt in moralischen Dilemmata zusammenhängen, haben wir eine Reihe von Experimenten durchgeführt. Beispielhaft beschreiben wir hier eines davon. Die gesamte Versuchsreihe kann im englischsprachigen Artikel dazu nachgelesen werden.
Zuerst haben wir bei der Hälfte der Teilnehmer ein deliberatives Mindset und bei der anderen Hälfte der Teilnehmer ein implementelles Mindset hergestellt. Dafür haben wir den Teilnehmern für das Mindset passende Stellen aus dem Stück Hamlet präsentiert.
Um visuelle Aufmerksamkeit direkt zu messen, haben wir Trolley-Typ-Dilemmata als Bilder dargestellt. Für das Standard-Trolley-Dilemma sieht das so aus:
Die Bäume auf der rechten Seite wurden hinzugefügt, um ein optisches Gleichgewicht herzustellen. Zusätzlich haben die Teilnehmer kurz vor Betrachten des Bildes das Szenario beschrieben bekommen. Für die Hälfte der Teilnehmer wurde dabei betont, was mit der Einzelperson passieren würde, wenn man die utilitaristische Option wählt – für die andere Hälfte wurde betont, was mit der größeren Gruppe passieren würde, wenn man die deontologische Option wählt. Inhaltlich waren die Beschreibungen in beiden Gruppen gleich. Jede Versuchsperson bekam eine ganze Reihe von Trolley-Typ-Dilemmata nacheinander präsentiert. Die Versuchspersonen sollten einerseits entscheiden, welche Option für sie die moralischere ist, und andererseits haben wir anhand der Augenbewegungen gemessen, welche Bereiche der Bilder die Teilnehmer wie lange betrachteten. Die Blickbewegungen geben Aufschluss darüber, ob die Aufmerksamkeit tatsächlich fokussiert oder breit ist.
Doerflinger, J. T., & Gollwitzer, P. M. (2020). Emotion emphasis effects in moral judgment are moderated by mindsets. Motivation and Emotion, 1-17.
Die Publikation ist im Rahmen des BMBF-geförderten Projektes "Modellprojekt eines bioethischen Diskurses zur Personalisierten Onkologie" (DisPersOnk, Fzk //01GP1775//) entstanden und stellt wesentliche Ergebnisse dieses interdisziplinären Modellprojektes vor. Wir danken dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die gewährte Unterstützung, die die Durchführung dieses Projektes ermöglicht hat.