Einteilungen der Philosophie
Aristoteles unterschied die erste oder eigentliche Philosophie, die er auch sophía nennt und die später Metaphysik, genannt wurde, von dem ganzen übrigen Gebiet des philosophischen Wissens. Diese erste Philosophie ist nicht auf ein bestimmtes Wissensgebietgerichtet, sondern hat die Aufgabe, die ersten Gründe und Prinzipien des Seins überhaupt zu erforschen.
Die Stoiker trennten die sophía als die Erkenntnis der göttlichen und menschlichen Dinge von der Philosophie im engeren Sinne, dem Streben nach der Tugend, und teilten das diesem Streben dienende Wissen in die Physik, Logik und Ethik. Aus der Vereinigung der stoischen mit den aristotelischen und platonischen Lehren ergab sich dann die sich in der Scholastik
entwickelnde Gliederung der Philosophie in die Metaphysik, zu der die Ontologie und die
Theologie gehörten, die Physik mit Kosmologie und Psychologie, und die Ethik, an die die Politik angeschlossen wurde. Durch die mit Descartes beginnenden und bei Kant ihren ersten Höhepunkt erreichenden kritischen Untersuchungen der Voraussetzungen und Bedingungen der Erkenntnis tritt zu diesen philosophischen Disziplinen die Erkenntnistheorie und Erkenntniskritik hinzu. Baumgarten führte den Ausdruck und die Wissenschaft der Ästhetik in die Philosophie ein.
Aus den sich immer stärker voneinander abgrenzenden Einzelwissenschaften, von denen jede zur philosophischen Begründung drängte, entstanden die Naturphilosophie, Geschichts- und Kulturphilosophie, Kunstphilosophie, Religionsphilosophie, Rechtsphilosophie, Sprachphilosophie usw., die Philosophie der Mathematik, der Wirtschaft, der Technik usw.
Durch diese Entwicklung ergaben sich zwei Auffassungen des Wesens und der Aufgaben der
Philosophie. Nach der einen soll sie die Lehre vom Erkennen und Wissen überhaupt und die Prinzipienlehre der Einzelwissenschaften sein, deren Grundbegriffe sie zu klären, deren Methoden sie herauszuarbeiten und deren Ergebnisse sie in einen systematischen
Zusammenhang zu bringen hat, nach der anderen ist die Begründung und der Ausbau einer Weltanschauung ihre Aufgabe, die sie mit Hilfe der Ergebnisse der Einzelwissenschaften zu lösen hat.